kleines buch, lange gedauert: vor unentschuldbaren zwei monaten hat sma mir diesen kleinen reklamband schon zugespielt. ich hab ihn schnell gelesen gehabt und trotzdem lange nichts dazu geschrieben, warum?

peter altenberg, mir bis dahin kein begriff gewesen, schreibt kleine, impressionistische prosastücke. wien. bohemien. alle frauen sind freche ladenmädchen oder tänzerinnen oder heißen mitzi oder sind blasse, von der belesenheit des erzählers hingerissene schönheiten.

"Die junge Frau war blaß geworden. Sie verstand nicht alles, sie wußte nur, daß es etwas sei, was ihren Horizont überflog und sich nach vorwärts und oben weit ausdehnte, wie das Licht, die Luft - - - ." (was da vorgelesen wurde: tchechow. die frauen kommen generell nicht besonders gut oder klug weg bei herrn altenberg, den ich verdächtige, ein schlimmer chauvinist zu sein.)

es geht viel um tee und ägyptische zigaretten und den prater und kindheitserinnerungen und immer ist spätsommer oder herbst. alles sehr still, melancholisch, schön. fein beschriebene, kleine miniaturen. unterhaltsam weg zu lesen.

dann erste irritationen. warum diese häufung von gedankenstrichen überall? drei, fünf, am ende jedes zweiten satzes. eher auslassungszeichen als pausen. fragmentierung. viele sätze unvollständig. an den rändern bröckelt das idyll gewaltig und es haucht einen kalt an aus dem abgrund, der sichtbar wird.

dann, seite 45, wird es richtig gruselig. sechs kleine texte, die im gleichen malerischen tonfall auf einmal nicht mehr wiener damen in zartfarbenen kleidern schildern, sondern afrikanische hütten, die als teil einer "völkerschau" ein jahr lang (um 1896) im schönbrunner tiergarten aufgebaut waren. samt bewohnern. und herr altenberg fand das offensichtlich ganz toll, und auch der herr, der das nachwort zu diesem büchlein geschrieben hat, findet daran nichts besonders schlimmes:

"Dieses Naturrecht sah Altenberg nur noch bei den Völkern Afrikas und der Südsee verwirklicht. Altenberg betrat diese exotischen Länder nie, sondern entdeckte sie mit kindlich-staunenden Augen zwischen den herbstlichen Bäumen des Tiergartens. 1897 erschien sein Buch Ashantee voller Skizzen über ein Negerdorf, das als Völkerschau ein Jahr lang in Wien gastierte. In den Texten wird das Leben der Aschanti-Neger geschildert, wobei das Ich nicht als "outsider", sondern als Aufgenommener erscheint: das verlorene und wiedergefundene Paradies also nicht wie bei Gauguin in der Südsee, sondern im heimatlichen Wien, im Schönbrunner Tiergarten." (Hans-Dieter Schäfer)

nö schön. ich distanziere mich hiermit nochmal ausdrücklich von der sprache dieses zitates. 1968, als das buch zum ersten mal erschien, schön und gut, eventuell. aber bei der neuausgabe 2002, die mir vorliegt, hätte da nicht vielleicht jemand merken können, dass man nicht unbedingt "neger" sagt oder schreibt? und dass diese sogenannten völkerschauen für die ausgestellten völker vielleicht gar nicht so ein paradies waren wie für den wiener bohemien, der da seinen zivilisationsfrust ablassen konnte? und dass herr altenberg nicht nur kindlich-naiv sich dem ganzen näherte, sondern die ganze palette exotisierender, ausbeutender sexualisierung auffährt, wird schon deutlich:

Der Abend "Acht Uhr abends. Regen, Regen - - -. Es hört ein bisschen auf. Es duftet nach nassen Kieselsteinen. Oder es scheint so zu sein. Tíoko steht da, in lila Kattun eingehüllt. Wie ein dunkler Teichvogel, der friert. Wie auf einem Fuße steht sie, geduckt in lila Gefieder. Da gebe ich ihr den ersten Kuß. Ruhig steht sie da - - -. Wie glücklich bin ich - - -. Der Regen hat ein bisschen aufgehört. Es duftet nach nassen Kieselsteinen. "Goodnight, Tíoko - - - - - - -. Tíoko - - - !?- - - - - Tíoko?!" "Oh Sir - - - ."

ich echauffiere mich hier aber schon wieder mal. an diesem einen punkt blieb meine ganze aufmerksmkeit hängen, und alle versuche, den texten noch mehr abzugewinnen, wurde davon überlagert. stichpunkte: gut beobachtet, filigran geschilderte alltagssituationen, sparsamkeit der mittel, das gefällt mir ja durchaus mal.

aber hier bleibe ich ratlos zurück. deshalb langes, ratloses schweigen. sorry. gern hätte ich mehr positives, das es über herrn altenberg bestimmt zu sagen gibt, gesagt.

sma darf als nächstes, und bestimmt deutlich schneller als ich, robert walser: der spaziergang, von 1918 lesen. nur noch meinen lieblingsausdruck zu walser: nomadische mansardenexistenz. alles weitere dann später, aber nicht so spät wie diesmal...

10.00h - kino allein; double feature; pirates of the caribbean I und II; ov 15.30h - olympiabad; 1h schwimmen 17.30h - zwei pizzen bestellen; 1 1/2 mit heisshunger essen; halbe flasche rosé (bio) dazu trinken 18.30h - 45 minuten aufräumen 20.30h - kino zu acht (inkl. sehr guter freund c., meine schwester, sehr guter freund und blogger sma (welches blog von ihm verlinken? ach egal, keins, kennt ja eh jeder oder sollte zumindest!) samt familie); almodovar: volver; omu; kino ausverkauft, aber reserviert haben 23.00h - trinken mit allen 02.00h - schlafen

gestern einen mp3player gekauft, ausprobiert und sofort wieder zurückgegeben, zum glück ging das anstandslos. war auch wirklich billig, trekstor, 2 gb, 70 euro, aber ein unerträgliches fiepsen und rauschen beim abspielen von musik, die ganze zeit, bei pausen oder leisen stellen nicht zu ertragen. white noise.

dabei erfüllte er sonst drei von vier kaufentscheidenden kategorien, die da wären:

• 1 gb oder mehr speicher
• batteriebetrieben, kein interner akku
• usb-stick, d.h. kein kabel zum verbinden mit dem computer erforderlich und als wechseldatenträger problemlos einsetzbar
• ogg abspielen

die vierte hab ich eh schon aufgegeben, aber auch die anderen drei sind schwer zu bekommen. es gäbe noch einen 2 gb stick von "commodore" ( c muse 4), aber hey, commodore? immerhin steht irgendwas von samsung technology drauf, bin aber unentschlossen. meinungen, anyone?

heute überhaupt ein tag, an dem mein gehirn alles mit songs kommentiert, die aus den tiefen meiner kindheit voll bette middler, "les misérables"-musicals und james-bond-soundtracks kommen.

hierzu: plötzlich #2 setzt in meinem kopf carly simon (the spy who loved me, 1977, roger moore) ein:

nobody does it better... makes me feel sad for the rest. nobody does it half as good as you... baby, you're the best.

recht hat sie.

aus leidvoller erfahrung der letzten tage kann ich nur jeder/m empfehlen, sich zu vergewissern, dass das konto wirklich ausreichend gedeckt ist, bevor man einen flug bei der billig-fluglinie mit dem unschön nationalistischen namen bucht. muss da immer an "wind beneath my wings", gesungen von bette middler, denken. ob sie bei der namenswahl wohl daran gedacht haben: did you ever know that you're my hero... you're everything i would like to be... i can fly higher than an eagle... 'cause you are the wind beneath my wings... na egal.

auf jeden fall buchte ich neulich einen flug, sehr schön, einfacher flug toulouse - hamburg. wollte dann mit mitfahrzentrale nach berlin weiter, einfache flüge sind ja immer schwierig zu finden, toulouse ist nun auch ausser bei flugzeugbauern nicht das reiseziel nummer eins. kurz, der flug war ok vom preis her und ich zufrieden. wie das dem modernen bohemien (nein, wir sagen nicht das böse wort mit p vorne) gerne mal passiert, war mein konto gegen ende des monats in den tieferen gefilden des dispos. dann noch eine telefonrechnungsabbuchung am selben tag und zack: konto nicht gedeckt, rückbuchung oder rückbelastung oder wie das heisst.

sehr freundliche mail von der fluglinie beziehungsweise deren accounting, ich solle bitte das geld bis in ein paar tagen überweisen und für ihre mühe und weil sie ja nur so billig sein können, weil alles automatisiert ist, bitte zusätzlich die kleine aufwandspauschale von 50 euro. klar, kein problem. ich weiss ja nicht, wie die ihre mitarbeiter bezahlen, aber selbst wenn sie 25 euro stundenlohn kriegen, hat der aber schön zwei stunden an meiner mail gesessen, der herr vom accounting. ne klar, es gibt dann gebühren von der bank, deshalb ist es ja auch üblich und gerechtfertigt, 10-15 euro zu verlangen, aber bei dieser fluglinie scheinen die das besonders sorgsam zu machen, das kostet natürlich dann mehr. (übrigens ein allgemeiner trend, wie ich durch internetrecherchen lernte, auch die gelbblauen vier grossen buchstaben verlangen 25 euro und diverse andere auch.)

machen kann man da nichts. die beförderungsbedingungen hat man natürlich, ohne sie gross zu lesen in seinem dummen grundvertrauen, da werde schon alles stimmen, nicht recht gelesen, auf jeden fall nicht bis paragraph 23, absatz 5, punkt f. so bleibt einem nur, mit freuden zu vernehmen, dass die verbraucherzentrale nrw schon prozessiert (vor den kadi zieht, wie sie es nennen), um mir zu helfen, dankeschön. kann nur eben noch ein paar jahre dauern. solange habe ich nun die möglichkeit, nur unter vorbehalt zu zahlen, um mir die möglichkeit offen zu halten, meine 50 euro irgendwann wieder zurückzuholen. wenn ich es schaffe, es nicht zu vergessen und den rechtsstreit bis zum ende zu verfolgen.

soweit der verbraucherschutzbericht von heute. schalten sie bald wieder ein, wenn es heisst: "kreative ideen für unternehmen, geld abseits traditioneller geschäftsfelder zu verdienen". vielen dank.