wieder Brandenburg unsicher mache, muss ich doch noch loswerden, wie unglaublich es Freitag im Big Eden bei "Squeeze Box" war. UNGLAUBLICH, wirklich. Ich hatte F. aus Paris dabei und musste ihm die ganze Zeit versichern, dass es in Berlin nicht immer so ist.

Erstmal ist das Big Eden ja schon absurd genug. Überall hängen Plakate von den Miss-Berlin-Wahlen von 1985 rum und Rolf Eden und vier Securitymänner vor der Tür, die immer die Kordel ein- und aushängen, wenn wer rein- oder rauswill. Der Ku'damm bei Nacht. In diesem Ambiente dann eine aus New York importierte schwullesbische Rockparty mit einer New Yorker (Sherry Vine) und einer Berliner Transe (Gloria Viagra). Die sich Lederjacken über die Fummel ziehen und mit eigener Band "Highway To Hell" covern und "Song 2" und ähnliches. Leider war das echt schrecklich. Schrecklich laut. Und schrecklich falsch. Ich erstmal einen Campari auf Eis bestellt, das scheint im Big Eden nicht oft zu passieren, der Barmann gab mir prompt ein 0,2-Glas voller Campari zum Preis eines Longdrinks. Ui ui ui. Danke schön!

Davor aber: Cobra Killer. Herr Jesus. Sowas hab ich noch nicht gesehen. Zwei völlig verrückte Frauen in braunen Ledermänteln, darunter schwarze Kleider, sehr kurz, schwarze Slips, schwarze Haare, völlig zugeschminkt, Plateaustilettos. Kommen auf die Bühne mit Berlinflaggen. Legen Anthraxmasken an und je einen Latexhandschuh. Marschieren auf der Stelle und singen erstmal. Dann Zwischenmoderationen. Schreckliches Englisch, obwohl sie natürlich eigentlich auch Deutsch sprechen könnten. ("Our next song is about a cat. From Australia. A cat who died because he was left alone. That's why we wrote this song.") Nachdem sie zwei Lieder zu Computerbegleitung gebrüllt haben, von deren Texten man gar nichts verstand, stellen sie sich auf die Bühne, jede mit einer Flasche Rotwein in der Hand. "It's time for the Cobra Killer movement!" Und schütten sich die Flasche Wein über den Kopf. Schminke und Wein. Noch mehr Lieder. Sie werfen sich auf den Boden und wälzen sich im Wein. "Are you histerical? We can't hear you! You are what? Hysterical!!!" Dann schüttet sich die eine noch eine Flasche Milch über den Kopf, die andere springt ins Publikum und verbreitet Angst und Schrecken, vor allem bei F., der aber nur den Rotwein fürchtet, sagt er. Der Gipfel der Absurdität ist erreicht, als die eine dann anfängt, auf der Bühne Hoola-Hoop zu machen. Mit zwei Reifen. Dann marschieren sie noch ein bisschen auf der Stelle, singen ihre Lieder zum Computerkrach, sprechen mit uns ("Our middle name is action. Cobra Action Killer."), werfen ungekochte Spaghetti in die Menge, ziehen ihre Mäntel wieder an und verlassen die Bühne.

Dann die "SqueezeBoxBand"... naja. Danach war die Musik aber total super und ich hab getanzt und geschwitzt wie lange nicht mehr. Nirvana und Heroes des Silencio und lauter so Kracher aus meiner Jugend. Rumgehüpft und getanzt und die Haare geschüttelt, die nicht mehr da sind, nicht mehr wie mit 15. Super Leute. Super Stimmung. Nackte Gogotänzer. Die Transen schütten von der Bühne Wodka aus der Flasche direkt in die Münder der Trinkwilligen. Ich war willig.

Erschöpft, kopfschüttelnd und glücklich mit dem Nachtbus nach Hause. Super Abend. Nächsten Monat bin ich leider nicht da... aber am ersten Freitag im Oktober wieder... mal sehn, wer dann auftritt...