Kann man gar nicht genug empfehlen: Hubert Fichte: Beat und Prosa vom kleinen und sehr feinen supposé Verlag aus Köln. War etwas skeptisch, wie mir die Musik gefallen würde, aber es fügt sich alles sehr gut. Fichte liest aus der noch unveröffentlichten Palette. Scheint leider nicht die komplette Lesung zu sein, oder es kam nur mir so vor, als sei es zu wenig, als müsse er noch mehr lesen, als dürfe das nicht alles gewesen, nicht schon vorbei sein.

Was mir besonders auffiel: wie Fichte sich an den Text hält. Es ist eine echte Lesung, und wenn er einen Lacher landet ("Senatscowboys"...), hält er kurz inne, liest dann weiter, ohne selbst zu lachen oder das Lachen zu kommentieren. Ist man aus heutigen Comedyzeiten nicht so gewohnt, wo jeder gelungene Scherz durch selbstgefällige Anheizer nachbereitet wird.

Eine bittere Stelle gibt es. Fichte schildert einen Ostermarsch der Atomgegner. Geschlafen wird getrennt nach Geschlechtern. Überlegungen, ob mal was Schwules passsiert, auf der einen Seite oder der anderen. Nie ist jemandem was zu Ohren gekommen. Dann der Absatz:

"- Wenn sie Erfolg hätten mit der traditionellen Klampfenwanderung, ihrer Gewaltlosigkeit, ihrer haschischverstärkten Atomgegnermarschiererei und wenn die Erde frei wäre von taktischen oder sonstigen Atomwaffen, dann würden die Tunten immer noch ausgelacht, wenn sie beim Regen im Gebüsch stehen am Dammtorbahnhof und sich gegenseitig die Uhr aufziehen."

Der letzte Ausdruck erzielt einen knallenden Lacher im Publikum. Den lautesten auf der ganzen CD. Die Reaktion des Publikums scheint den eben gesprochenen Satz zu bestätigen, Fichte liest auch darüber hinweg.

Ich lese jetzt die Palette wieder. Schöner Nebeneffekt: in meinem Kopf liest mir jetzt Hubert Fichte das ganze Buch vor. Und schöner kann man kaum lesen.