Antarktis Stadt
 
Donnerstag, 23. Dezember 2004



Millionen Sterne...

Wir gehen jedes Jahr Heilig Abend auf den Friedhof, wo der Männergesangsverein und ein Blechbläserquartett Weihnachtslieder darbieten. Das heißt, früher sind wir in die Kindermette in der Waldkirche gegangen, von der mir nur das Lied "Zumba Zumba, welch ein Singen" im Gedächtnis geblieben ist und die seltsame Form der Waldkirche, die wie ein Zirkus mit aufsteigenden Sitzreihen um die Manege des Altarraums gebaut ist, sehr evangelisch.

Der Männergesangsverein hat starke Formschwankungen. Vor zwei Jahren haben sie ihr komplettes Programm verhauen, mussten dreimal abbrechen und waren auch nur noch so wenige, dass wir schon in Sorge waren, ob sie überhaupt noch nächstes Jahr vorhanden wären. Letztes Jahr haben sie aber mit frischen Nachwuchskräften (neue Rentner?) gut gesungen.

Seit der Grund für diese Zeit außer Haus (meine Mutter schmückt den Baum) nicht mehr besteht (ich schmücke jetzt den Baum), gehen wir nur noch wegen eines Liedes hin. Und der Tradition wegen, die in unserer Familie sehr schnell sehr stark wird. Millionen Sterne heißt es bei uns in der Familie, der eigentliche Titel ist wohl "Wintermächt'ges Schweigen", aber da ist sich das Internet auch nicht einig. Es kommt immer als vorletztes Lied, davor muss man andächtig die anderen Lieder durchstehen, dann setzt der Männergesangsverein endlich an und es geht los:

"Millionen Sterne..." singt der Bass,

"Millionen Sterne..." setzen die Tenöre nach,

"Millionen Sterne..." treffen sie sich in schaurig-schöner Mehrstimmigkeit,

."..glühen."

Der Ohrwurm sitzt für den Rest des Abends. Dauert ein paar Sekunden, diese Stelle, aber dafür lohnt es sich allemal.

Dann kommen zum Abschluß Chor, Bläser und alle Anwesenden zusammen mit "Stille Nacht". Dem ersten von drei bei unserem Weihnachten.

Das zweite, wenn wir alle im dunklen Wohnzimmer um den Christbaum sitzen, mein Vater oder mein Bruder (oder ich, aber ich hoffe, dass mein Bruder es macht) die Weihnachtsgeschichte vorgelesen hat und bevor wir anfangen Plätzchen zu essen und Geschenke auszupacken. Zwei weitere Besonderheiten: wir essen nie vor Weihnachten die Unmengen Plätzchen,die wir gebacken haben, sondern immer erst ab Heilig Abend. Steigert auch die Vorfreude. Und: wir schenken uns nichts. Das ist eigentlich das Schönste, kein Stress mit Besorgungen, keine Geschenke, die man doch nicht braucht. Mein Vater hasst Geschenke sowieso, meine Mutter leiht sich die Bücher selbst aus oder kauft sie sich, meine drei Geschwister wissen auch nie, was einander schenken... so packen wir also keine Geschenke aus, sondern singen unser zweites "Stille Nacht" und essen Plätzchen und schauen den Baum an.

Das dritte kommt dann am Ende der Christmette, vor dem Glühweintrinken. Die Kirche wird dunkel, nur die Kerzen brennen noch, alle singen, die Orgel dazu ganz leise... Gänsehaut... sehr schön. Die letzten Jahre bin ich immer rausgegangen während des Gottesdienstes, weil unser Pfarrer so unerträglich war, nachdem er jetzt (angeblich wegen Unterschlagung, in echt wohl wegen seiner Haushälterin) gegangen wurde, haben wir einen afrikanischen Vertretungspfarrer. Mal sehen, wie der so ist.

Ich freu mich auf Weihnachten! Wie lange nicht mehr!

Feiert alle schön!

 
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letzte änderung: 19.06.08, 18:50
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soweit der plan mit diesem...
soweit der plan mit diesem allerrührendsten aller lieder das bloggerleben zu beenden. ist jetzt der dringenden drang dazwischengekommen ("der dringende drang", sollte ich mal einen roman schreiben, der so heisst; oder so). satzzeichenverwirrung. auf jeden fall wollte ich mitteilen, dass ich dieses wochenende in berlin gedenke, mich aber sowas von...
by lmd78 (19.06.08, 18:50)
to the end
by lmd78 (13.06.08, 12:17)

by lmd78 (20.04.08, 12:46)
wenn der kater sich langsam...
wenn der kater sich langsam verabschiedet, immer dieser heisshunger nach pizza. so stell ich mir die gelüste schwangerer frauen vor.
by lmd78 (15.04.08, 12:10)
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by lmd78 (10.04.08, 09:27)
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by lmd78 (08.04.08, 09:45)




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