Antarktis Stadt
 
Dienstag, 10. Februar 2004



Geht hin! Nein, geht nicht hin! Doch, geht hin und bringt mir was mit!

Dieser Laden ist schuld daran, dass ich (ICH!) neulich in der Tankstelle vor dem Süßigkeitenregal stand und auf nichts Lust hatte, was es dort zu kaufen gab.

Um die Ungeheuerlichkeit dieser Tatsache zu verstehen, eine Geschichte. Neun Jahre Gymnasium. Morgens gab es von dem Vorort Münchens, in dem ich aufgewachsen bin, zu dem Stadtteil Münchens, in dem ich auf die Schule ging, einen Schulbus, der E-Bus hieß, wahrscheinlich für Einsatz, so genau wusste das niemand, das war eben der E-Bus. Nachmittags musste ich (wenn ich nicht mit dem Fahrrad die sechs Kilometer in die Schule gekommen war) einmal umsteigen. Erst mit dem 70er, dann umsteigen in den 67er. Beim Umsteigen hatte ich, oder besser wir, denn ich fuhr immer mit meiner Freundin A. zusammen, wir hatten also ungefähr acht Minuten Zeit. Also gingen wir jeden einzelnen Mittag zur DEA und kauften uns irgendwas. Schokolade, Lutscher, die die Zunge färben, Kaugummis, Chips, Eis, später auch Zigaretten (aber nur ich, A. nicht), vor allem aber Schokoriegel. Und jeden einzelnen Mittag war es wieder toll in der Tankstelle. Seitdem habe ich ein besonderes Verhältnis zu Tankstellen und besonders ihren Süßigkeitenregalen, in denen es Schokoriegel gab, die es im Supermarkt nicht gab, Mars Mandel, Butterfinger, inzwischen liegt das ja auch bei Plus an der Kasse rum.

Und jetzt das. Nachdem ich mit meiner Schwester mal eben 40 € für Schkolade ausgegeben habe, die skurrilen Sorten (mit gehackten Minzblättern, mit Chili, mit Salzmandeln) verschenkt habe, sitze ich jetzt hier und esse seit zwei Tagen an einer Tafel Schokolade. SEIT ZWEI TAGEN! Und die hält alles, was die homepage so blumig verspricht. Und ich kann keine normale Schokolade mehr essen. Und die Schokolade (von der Firma Bonnat, 75% Kakao und zwar nicht einfach Kakao, sondern Chuao aus Venezuela, denn die Schokoladen dieser Marke sind sortenrein, wo ich nicht mal wusste, dass es verschiedene Kakaosorten gibt!) ist einfach so gut, dass ich ganz langsam eine Rippe esse und dann glücklich bin. EINE RIPPE! Und ich bin in einer Familie aufgewachsen, in der es das tollste war, wenn es bei langen Autofahrten Schokoladensemmeln gab, die aus einer Semmel mit Butter und einer halben Tafel Milka Alpenmich bestanden. Und in der keine angebrochene Tafel den nächsten Tag erlebte.

Ich weiß nicht, ob ich mich freuen soll oder was. Ich bin wirklich wie angefixt. Ich kann keine Ritter Sport mehr kaufen. Mars Mandel hat mir gestern in der Cafeteria scheiße geschmeckt. Ich möchte gleich in den Laden gehen und mich von dem unheimlich netten Besitzer (der laut BRIGITTE früher POPJOURNALIST war) beraten lassen, wie die Unterschiede zwischen Chuao und Trinité sind und wie sie alle heißen mögen, die neuen Freunde. Und noch eine 150g-Tafel von der dunklen Schokolade mit getrockneten Kirschen kaufen, die ich blöderweise F. geschenkt habe, der sie gar nicht so gewürdigt hat. Diese Tafel Schokolade und eine Flasche Rotwein dazu, der perfekte Abend! Und ich möchte die mit den rosa Pfeferkörnern probieren, die gerade ausverkauft war, als ich da war!

Aber ich werde stark sein. Ich werde nicht hingehen. Erst nächsten Monat. Oder in drei Wochen. Oder nächste Woche, wenn ich wieder Besuch aus München bekomme...

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Doch selbst in den USA, dort, an keuschem Ort zwischen Mais und Mieder, greift manch einer daneben, erwischt ein Justin Timberlake, Pausenclown beim Super Bowl-Spektakel, statt ein wenig Leder auch noch ein wenig Satin, rotes Satin, ratsch – und Janet Jackson, Königin der amerikanischen Pop-Operette – „Ach, ich hab sie ja nur auf die Schulter geküsst!“ – steht plötzlich einbusig barbusig im Scheinwerferlicht: Texas erstarrt, der Lone Star State starrt auf diesen Stern, diese Sonne, welche die Brustwarze von Janet Jackson ziert. Die ganze Nation starrt; das Budweiser fällt ins Popcorn. Dann ist der Spuk vorbei, der Busen wieder verhüllt. Fernsehsender setzen Kommissionen ein. Eine Bankangestellte aus Tennessee verlangt im Namen von 80 Millionen Zuschauern Schadenersatz. Mann (Timberlake) und Frau (Jackson) entschuldigen sich. Wir sind beruhigt: Alles wie immer. Mann fährt nämlich zur Grammy-Verleihung; Frau bleibt daheim. Mann kann ja nichts dafür, dass Frau einen Busen hat, der sichtbar wird, wenn man ihr das Bustier vom Leib reißt. Vermutlich hat Frau es sogar darauf angelegt. Die Schlampe. SZ, 9.2.2004

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soweit der plan mit diesem...
soweit der plan mit diesem allerrührendsten aller lieder das bloggerleben zu beenden. ist jetzt der dringenden drang dazwischengekommen ("der dringende drang", sollte ich mal einen roman schreiben, der so heisst; oder so). satzzeichenverwirrung. auf jeden fall wollte ich mitteilen, dass ich dieses wochenende in berlin gedenke, mich aber sowas von...
by lmd78 (19.06.08, 18:50)
to the end
by lmd78 (13.06.08, 12:17)

by lmd78 (20.04.08, 12:46)
wenn der kater sich langsam...
wenn der kater sich langsam verabschiedet, immer dieser heisshunger nach pizza. so stell ich mir die gelüste schwangerer frauen vor.
by lmd78 (15.04.08, 12:10)
motto der woche:
von trauer zu trotz.
by lmd78 (10.04.08, 09:27)
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by lmd78 (08.04.08, 09:45)




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