F: Nun sag mal, wie findest du denn überhaupt das ganze Interview, und das ist also jetzt die letzte Frage, wir kennen und ganz gut, wir haben ein paarmal zusammen was getrunken, und wir sitzen hier in einer Absteige, das Zimmer ist zwei Quadratmeter gross, es ist zwei Meter hoch, nebenan wird, glaube ich, gestoßen, man hört gelegentlich den Wasserhahn, auf dem Boden steht dieses Gerät, das sich da dauernd dreht, davor steht das Mikrophon, du sitzt in der Badehose und trinkst Bier, ich trinke Apfelsaft, du rauchst und ich frag dich dauernd aus. Was hältst du davon?

J: Das hat mir Spass gemacht, ich hab es gut gefunden, dass ich mal alles, was ich überhaupt erlebt habe oder was mein ganzes Leben war, mal runterreden konnte.

F: Hättest du lieber von anderem erzählen mögen?

J: Nee.

F: So ziemlich alles drin, würdest du sagen?

J: Ja, so ziemlich alles drin. Ich habe mache Fragen, meiner Auffassung nach, nicht dumm beantwortet, aber vielleicht hätte es ein anderer besser ausdrücken können.

F: Nee, du hast doch gut gesprochen. Hast du nun das Gefühl, da mischt sich jemand in dein Privatleben ein, hast du das Gefühl, also ich würd dich so mit meinen Fragen an die Wand drücken oder ich wär hier wie so ’ne Art Lehrer oder Sozialhelfer und würde dich also durch meine Fragen unterdrücken?

J: Nee, ich will ja antworten, das ist ausschlaggebend, ich will, wenn ich nämlich nicht antworten will, dann antworte ich auch nicht.

(aus: Hubert Fichte: Interviews aus dem Palais d’Amour etc.)