Einer meiner Helden der letzten Monate ist Hubert Fichte. "Wolli Indienfahrer" habe ich vor eine paar Tagen fertig gelesen, jetzt höre ich die St. Pauli Interviews, auf denen das Buch basiert. Im gleichen Verlag (supposé in Köln) ist auch noch eine andere CD mit Texten von Fichte erschienen und auch sonst schöne Sachen. Ich bewundere die sehr schöne Art Fichtes, Interviews zu führen. Er spricht mit den Nutten, Strichern, Wirtschaftern, Zuhältern usw. und schafft es immer, neugierig und interessiert zu sein, ohne sensationslüstern zu werden. Da geht es auch sehr intim zu, aber nie unangenehm. Er spricht mit ihnen über Takt und Ehrgefühl, Treue, Scham, klassische Musik, Musik zum Kiffen, Proust und Hitchcock, Drogen, Sex, Gefängnis, Geld, ihre Ziele, einfach über alles. Eine sehr zärtliche Art hat er, die spüren lässt, dass er sich für diese Menschen sehr interessiert und - ja, dass er sie liebt. Klingt kitschig, aber wenn ich Fichte höre oder lese, dann habe ich das Gefühl, er liebt die Menschen, über die er schreibt oder mit denen er spricht.

Dass es Hubert Fichte nicht im Taschenbuch gibt finde ich ebenso ungerecht wie dass er scheinbar nicht mehr gelesen wird.

"Hubert Fichte:Wann könntest du nicht mehr in den Spiegel gucken? Wolli: Wenn ich in mir selbst nicht mehr Gott sehen könnte. Oder den für mich wirklichen einzigen lebenden Gott, von dem ich weiß, dass es ihn gibt."